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Unsere European Public Sphere beim Campfire Festival

Lagerfeuer und heiße Debatten

16-09-2019

Am Freitag den 30. August war es so weit. Wir machten uns mit dem Europe Dome im Gepäck auf den Weg zum Campfire-Festival in Düsseldorf; einem Festival für eine bessere Gesellschaft; einem Festival, auf dem über das Leben und die Zukunft in einer immer komplexeren Gesellschaft nachgedacht, geredet und diskutiert werden sollte. Wir freuten uns schon auf spannende Gespräche und einen lebhaften Austausch - ganz so wie an einem langen Abend, wenn man in einem Kreis um ein gemütliches Lagerfeuer sitzt.

Ein Bericht von Michelle Becker und Sophie Auffermann.

Das Camp wurde direkt vor dem nordrhein-westfälischen Landtag in Düsseldorf aufgebaut. Ein schöner Kontrast eigentlich: Auf der einen Seite das Landtagsgebäude, das der Öffentlichkeit nicht ohne weiteres zugänglich ist und in dem einige wenige Leute – auch wenn von der Bevölkerung gewählt – über wichtige, unser Leben betreffende Themen entscheiden. Auf der anderen Seite das Camp, das sich zum Ziel gesetzt hat, Gesprächsbarrieren aufzubrechen und in einem offenen Dialog mit möglichst vielen Menschen aller Bevölkerungsgruppen über Themen zu sprechen, die uns alle betreffen.

Der Aufbau am Freitag unter strahlend blauen Himmel verlief reibungslos. Wir waren somit bereit, unter unserer Kuppel Ideen für eine bessere Gesellschaft zu entwickeln und konkrete Vorschläge zur Umsetzung zu diskutieren. Für genügend Gesprächsmaterial war gesorgt: Neben globalen Themen wie direkte Demokratie in Taiwan und ein demokratischeres Europa, waren Talks zu lokalen Möglichkeiten direkter Bürgerbeteiligung in den Bereichen Verkehrswende, Klimaschutz und Straßenbaubeiträgen auf dem Programm. Ausnahmsweise ging es also nicht nur um Europa. Kurze fachliche Inputs sollten in das entsprechende Thema einleiten und als Basis für die darauffolgende Diskussion dienen.

Tag 1:

Der Samstag war heiß! Das Dach der hölzernen Kuppel war von einem hauchdünnen bunten Tuch umschlossen, das als Schutz vor der Sonne diente. Jene brachte alle Teilnehmer*innen und Sprecher*innen bei stetigen 31+ Grad unter einem wolkenlosen Himmel ordentlich zum Schwitzen. So waren vereinzelte kurze Windböen willkommene, aber leider seltene Besucher. Ganz im Gegenteil zu den anwesenden Teilnehmer*innen des Campfire-Festivals. Der Dome Talk war immer gut gefüllt. Es war auch keine Seltenheit eine kleine Gruppe von Neugierigen um den Eingang der Kuppel versammelt zu sehen, die von den Gesprächsfetzen angezogen wurden; sie hielten an, hörten eine Weile zu und setzten sich dann entweder hinein oder gingen ihrer Wege.

Um Punkt 11 begann der erste Talk mit Caroline Vernaillen, der Pressesprecherin von Democracy International zum Thema „Taiwan- ein Land wagt direkte Demokratie“. Sie beschrieb kurz den historischen demokratischen Weg des Landes, danach wurde über Referenda, direkte Demokratie, die Politik Taiwans und die Beziehungen zu China hitzig diskutiert.

Im Anschluss daran ermunterte die Vorstandsprecherin von Mehr Demokratie, Claudine Nierth, die Teilnehmer in ihrem Talk „Machen ist wie Wollen, nur krasser“ zu mehr Bürgerbeteiligung. Interesse wurde besonders bei dem Thema Bürgerrat geweckt.

Unter der drückenden Mittagssonne verringerte sich die Anzahl der Besucher des Campfire-Festivals. Dennoch fanden sich einige Interessierte zu dem Talk „Mehr Demokratie wagen“ mit Stefan Padberg, dem Sprecher des Arbeitskreises Europa von Mehr Demokratie, und Daniela Vancic, European Programme Manager von Democracy International, ein. Immer wieder wurde hier der Wusch nach transeuropäischen Medien, transeuropäischen Parteien, Stärkung von Bürgerbeteiligung und des Parlaments geäußert. Zudem müsse die Jugend mehr thematisiert werden sowie die Reformierung und Demokratisierung der EU durch z.B. die European Citizens‘ Initiative (ECI). Es werde zu viel geredet und zu wenig getan. Der Wille nach mehr Demokratie und mehr Bürgerbeteiligung war bei diesem Gespräch deutlich spürbar!

Das letzte Gespräch des Tages war um 17:30 „Rom, Taipeh, Seoul, Mexico City - demokratische Städte als Vorkämpfer der Bürgerbeteiligung“ von Bruno Kaufmann, globaler Demokratiekorrespondent der Schweizer Rundfunk und Fernsehgesellschaft. Im Fokus standen hier direkte Demokratien und die ermutigende Beobachtung, dass es auf der Welt entgegen der populären negativen Wahrnehmung eine positive Entwicklung hinzu mehr Demokratie gebe.

Tag 2:

Um Punkt 10 Uhr begann der zweite Festivaltag – und um Punkt 10 Uhr hörte es auf zu regnen. Wie an einem Sonntagmorgen zu erwarten, kam das Festival erst ganz gemächlich in Gang – und nach dem ersten Kaffee waren auch wir wieder wach und bereit für den ersten Vortrag der Volksinitiative „Aufbruch Fahrrad“. Die Forderung der Initiative an die Politik lautete: Ein Fahrradgesetz NRW, in dem eine Mobilitätswende festgeschrieben ist, infolge derer das Fahrrad einen angemessenen Platz im Verkehrsraum erhält. Schnell sammelten sich interessierte Fahrradfahrer unter der Kuppel. Alle waren sich jedoch einig: Fahrradfahren in den meisten Städten ist gefährlich, aber keiner habe wirklich das Gefühl, dass etwas Grundlegendes daran geändert wird. Mit ganzen 66.000 gesammelten Stimmen war die Initiative erfolgreich – wir sind gespannt welche Schlüsse der Landtag daraus ziehen wird.

 

Brandaktuell wurde es auch im zweiten Vortrag: „Bürgerbegehren Klimaschutz - wie wir durch kommunale Initiativen die Klimapolitik selbst in die Hand nehmen können!“ von Jörg Rostek, dem Geschäftsführer des Bezirksvorstands Westfalen von Bündnis 90/ DieGrünen. Hier wurde die Gesprächsrunde dazu angeregt, sich darüber Gedanken zu machen, was für eine Initiative sie selbst ins Leben rufen würden, um das Klima zu retten. Schnell kristallisierte sich ein bereits vertrautes Thema heraus: die Verkehrspolitik. Außerdem interessant war, welche Städte bereits den Klimanotstand ausgerufen haben und was man selbst tun kann, wenn die Kommune/Stadt, in der man wohnt, diesen Schritt noch nicht getan hat.

Zum Abschluss des Tages bekam unser Europe Dome Besuch vom Bund der Steuerzahler NRW, der eine Volksinitiative für die Abschaffung von Straßenbaubeiträgen ins Leben gerufen hatte. Was zunächst einmal nicht so spannend klingt, entpuppte sich aber als wirklich interessantes Thema, das zu einer anschließend hitzigen Diskussion führte. Auch uns ließen die Straßenbaubeiträge einfach nicht mehr los, weshalb zurück im Büro noch fleißig weiter darüber geredet wurde.

Um 17:00 hieß es dann Feierabend. Wir bauten unser Lager ab, verfrachteten alles in unseren Van und auf ging es zurück nach Köln.

Resümee:

Insgesamt hatten wir auf dem Festival ein durchweg schönes Wochenende, mit interessanten Vorträgen und Gesprächen, die zum Nachdenken angeregt haben. Ein Punkt jedoch, der uns besonders aufgefallen ist, war, dass die Teilnehmer*innenschaft des Campfire-Festivals sehr homogen war. Entgegen dem Ziel des Campfire - und auch der European Public Sphere - der eigenen Blase zu entfliehen und ins Gespräch mit Andersdenkenden zu kommen, nahmen größtenteils Leute an dem Festival teil, die mit den Themen ohnehin beruflich in Verbindung standen. Unserer Meinung nach hätte das Festival besser beworben werden müssen, damit auch Leute, die sich nicht primär mit den angesprochenen Themen beschäftigen, neugierig geworden ihren Weg zum Landtag gefunden hätten. Trotzdem bleibt die Hoffnung, dass wir den Menschen in der Kuppel Wege aufgezeigt haben, wie sie politische Veränderung selbst in die Hand nehmen können!

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