Artikel verfasst von
Lia Civolani
Volunteer European Solidarity Corps
Wenn digitale Tools richtig eingesetzt werden, können sie jungen Menschen neue Türen für eine effektive Teilhabe an der Demokratie öffnen.
Die Welt ist zunehmend digitalisiert. Die Generation Z ist die erste Generation, die mit integrierten Bildschirmen in ihrem Alltag geboren wird. Mittlerweile werden digitale Hilfsmittel genutzt, um öffentliche Dienstleistungen zu vermitteln und Besorgungen zu erledigen.
Diese Digitalisierung hat auch die Jugendbeteiligung verändert.
Junge Menschen nutzen digitale Tools und soziale Medien, um sich zu organisieren, sich zu äußern und gehört zu werden. Doch dieselben Systeme können uns in Echokammern gefangen halten, Fehlinformationen verstärken und diejenigen ausschließen, die keinen Zugang haben. Um diesen neuen öffentlichen Raum optimal zu nutzen, müssen wir seine Nutzung hinterfragen und seine Probleme lösen.
Was digitale Tools gut können
Digitale Tools und Plattformen senken die Eintrittsbarriere.
Ein junger Mensch kann von zu Hause aus eine Petition starten, eine NGO kann ohne teure Werbung neue Freiwillige erreichen und eine Community-Gruppe kann mit einem einzigen Beitrag Menschen finden, die ihr Anliegen unterstützen. Viele Organisationen der Zivilgesellschaft (CSOs) verlassen sich auf diese Tools, um Veranstaltungen zu bewerben, Unterstützer zu finden und die Dynamik ihrer Sache aufrechtzuerhalten. Für viele von Jugendlichen geführte Kampagnen sind soziale Medien das Megaphon, das ein lokales Anliegen in ein gemeinsames Anliegen verwandelt.
Wie digitale Tools die Beteiligung junger Menschen stärken können
Bei bewusster Nutzung können digitale Tools die Art und Weise verändern, wie junge Menschen sich am bürgerschaftlichen Leben beteiligen. Sie können als Lernraum dienen, in dem Jugendliche auf Ressourcen zur politischen Bildung zugreifen oder Debatten zu Themen verfolgen können, die sie betreffen. Sie können Plattformen organisieren und jungen Aktivisten dabei helfen, lokale Aufräumaktionen, Proteste oder Gemeinschaftsveranstaltungen zu koordinieren. Sie können auch als Brücke zu Institutionen fungieren und es jungen Menschen ermöglichen, über Online-Konsultationen oder partizipative Plattformen direkt mit politischen Entscheidungsträgern zu kommunizieren. Am wichtigsten ist, dass sie unterrepräsentierten jungen Stimmen Sichtbarkeit verleihen können, also denjenigen, die zwar Zugang zu traditionellen politischen Räumen haben, ihre Perspektiven aber online teilen können.
Die Kehrseite: Voreingenommenheit und Polarisierung
Dieselben Instrumente, die dazu beigetragen haben, dass die Jugendbeteiligung wächst und an Dynamik gewinnt, können auch schädlich für die Demokratie und das bürgerliche Leben sein. Algorithmen sind darauf ausgelegt, uns zu beschäftigen und nicht unbedingt gut zu informieren. Das kann ernähren bestätigungsbias und Echokammern , bei dem die Interaktion hauptsächlich auf Menschen beschränkt ist, die gleich denken. Darüber hinaus wird es angesichts der Menge an Informationen, die wir täglich erhalten, immer schwieriger, die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit von Quellen aus sozialen Medien zu überprüfen.
Wer bleibt außen vor?
Digitale Teilhabe ist nicht gleichermaßen zugänglich.
Es gibt eine enorme digitale Kluft zwischen denen, die auf digitale Tools und Plattformen zugreifen können und denen, die nicht zugreifen können. Benachteiligte junge Menschen können aufgrund von Gerätekosten, Datenpreisen, schwacher Konnektivität oder einfach mangelnder digitaler Kompetenz und Zeit ausgeschlossen werden. Einige sind auch mit Sprachbarrieren oder Zugänglichkeitsanforderungen konfrontiert, die die Plattformen nicht erfüllen. Bei einer solchen digitalen Kluft bleiben viele Stimmen ungehört.
Cleverer teilnehmen: Eine Mini-Checkliste
Bei der Jugendveranstaltung Democracy Camp im vergangenen September lösten Gespräche zwischen 64 jungen Menschen Ideen darüber aus, wie digitale Tools sinnvoll genutzt werden können, um die Beteiligung junger Menschen an demokratischen Gesellschaften zu fördern.
Hier sind einige Punkte, die von den Teilnehmern besprochen und vorgeschlagen wurden:
Wohin gehen wir von hier aus?
Bei durchdachtem Einsatz können digitale Tools jungen Menschen die Möglichkeit geben, über die Wahlurne hinaus zu lernen, sich zu mobilisieren und Maßnahmen zu ergreifen. Die vor uns liegende Herausforderung besteht darin, diese Instrumente integrativer, transparenter und bestärkender zu gestalten, damit alle jungen Menschen, nicht nur die am besten vernetzten, teilnehmen können.